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 "neue" und "alte" Feminismen

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christiane




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BeitragThema: "neue" und "alte" Feminismen   "neue" und "alte" Feminismen Icon_minitimeMo Sep 22, 2008 6:01 pm

Liebe Lisa Frauen,

die aktuelle Ausgabe unserer Zeitung critica ist gerade erschienen. U.a. ist der neue "Feminismus" Thema. Zu diesem habe ich einen Kommentar geschrieben.
Ich wollte Euch fragen, ob die Möglichkeit besteht, diesen in Euren Newsletter zu packen? Natürlich nur, wenn von Eurer Seite Interesse daran besteht (den Kommentar findet Ihr unten).

Beste Grüße
Friederike Benda
Bundesvorstand Die Linke.SDS


_______________________________________
Votzen-Sport-Workout für ziellose Feministinnen

Es wird wieder öffentlich darüber diskutiert, was Feminismus bedeutet und wie Gleichberechtigung heute aussieht.
Alice Schwarzer spricht von einem „Wellness-Feminismus", die Rapperin Lady Bitch Ray propagiert den Vagina Style und bietet auf ihrer Homepage das „Votzen-Sport-Workout-Programm" an.
Charlotte Roche bringt ein Buch heraus, dessen Protagonistin einen sehr offenen Umgang mit ihrem Körper pflegt. Sie spricht so genannte Tabuthemen an und legt einiges offen, was sonst als unweiblich gilt.
In dem Buch „Wir Alphamädchen. Warum Feminismus das Leben schöner macht" sagen Meredith Haaf, Susanne Klingner und Barbara Streidl, dass Feminismus Spaß machen und sexy sein muss.
Das klingt doch toll, endlich endlich kann wieder von einem Feminismus gesprochen werden, endlich gibt es wieder mutige Frauen. Aber stimmt das?

Sind diese „Alphamädchen" oder auch die „neuen deutschen Mädchen" (nach Jana Hensel) die neuen Feministinnen?
Sie sagen beispielsweise, dass Männer nicht per se scheiße sind, dass sich Frauen sexuell befreien müssen, nennen also Punkte, in denen viele Frauen ihnen zustimmen.
Irgendwas ist aber faul an diesem aufkeimenden stolzen Frausein.

Bezeichnend ist, dass besonders subjektive Befindlichkeiten im Vordergrund stehen.
Der Begriff von Gleichberechtigung, Frauenbefreiung und Feminismus wird hier auf Biographien und persönliche Empfindungen reduziert.

In eine Opferrolle schlüpfen will keine dieser Frauen, was durchaus verständlich ist, denn wer will schon als „Opfer" bezeichnet werden. Aber hier wird einiges aus Eitelkeit verkannt und durch fehlende Analyse verfälscht.

Keine unserer neuen selbstbewussten und emanzipierten Frauen (denn „wir werden doch gar nicht mehr benachteiligt" oder „wir sind doch schon längst in der Gleichberechtigung angekommen".) bietet eine ernsthafte Strategie für eine Frauenbefreiung.

Lady Bitch Ray sagt, dass sie die „noch immer als Opfer erzogenen Frauen aus der Tyrannei des Patriarchats ins gelobte Land der vaginalen Selbstbestimmung führen" will und behauptet von sich, dass sie eine ziemliche „Emanzen-Ader" hätte.
Aber so richtig Gewicht hat das alles nicht: „Emanzen-Ader", „Feminismus muss sexy sein"...

Wo bleibt hier eine kritische Gesellschaftsanalyse? Die soziale Frage wird auch komplett ausgeblendet. Unterdrückung von Frauen findet aber nicht nur sexuell statt, sondern auch auf dem Kontoauszug: Frauen sind oft von Männern abhängig, weil sie weniger Geld verdienen. Die Alphamädchen aber hangeln sich lieber von einem schlecht bezahlten kreativen Projekt zum nächsten, anstatt für anständige Tariflöhne und gleiche Bezahlung zu streiten.

Die Ausblendung der wirtschaftlichen Unterschiede im „neuen Feminismus" produziert am Ende Probleme.
Durch die aggressive Übernahme von sexistischen Klischees kommt es beispielsweise nicht automatisch zur Befreiung, sondern kann auch zu einer Verstärkung von sexistischen Stereotypen führen.

Heute ist frau dann eine Feministin, wenn sie eine starke Individualistin ist. Jede ist für sich selbst verantwortlich, es gibt keinen Bedarf auf einen Zusammenhalt der Gesellschaft.
Unsere Alphamädchen kämpfen individuell und ihr Feminismus ist lediglich eine Fassade.
Dieser neue Feminismus passt also gut in unser gesellschaftliches Konzept, er geht Hand in Hand mit dem Neoliberalismus.

Friederike Benda Bundesvorstand Die Linke.SDS
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